Der Fluch der Seherin


Genre: Fantasy, Historischer Roman

Autor/in: Gabriele Breuer

Forever by Ullstein Verlag. 3,99 Euro


 

Ein Fluch, eine Liebe und eine Reise in die Zukunft

 

Schottland im Jahre 1313: Sean ist 10, ein kleiner Junge, er reitet mit seinem Onkel Richtung Krieg. Auf ihrem Weg wird jeder kampffähige Mann eingezogen. So auch der Vater und Bruder der kleinen Iseabail woraufhin deren Mutter einen Fluch ausspricht. Und dieser wird Iseabail und Sean zum Verhängnis als sie sich Jahre später wieder treffen und sofort wissen, dass sie sich lieben. 

 

Gut, diese Zusammenfassung ist sehr grob, beschreibt aber im Großen und Ganzen was am Anfang der Geschichte so passiert.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Mir hat die Geschichte ganz gut gefallen, aber richtig in ihren Bann gezogen hat sie mich nicht.

An der Sprach- und Wortwahl der Autorin ist nichts auszusetzten. Sowohl die im 14. Jahrhundert, wie auch die im Jahre 1999 in Köln. Die Menschen reden miteinander, wie man es sich in der jeweiligen Zeit vorstellt und handeln, wie man es von ihnen erwarten würde - zumindest an den Stellen der Geschichte, in der sich jeder noch in seiner eigenen Zeit befindet.

Wie ich schon bei der Leseprobe feststellen durfte scheint die Autorin wirklich etwas mit Schottland zu verbinden und das spürt man auch in der Geschichte. Sie schafft es Landschaften vor dem inneren Auge zu erzeugen und sie aufrecht zu erhalten. Das gelingt ihr in den Beschreibungen für beide Zeiten was für mich persönlich ein großer Pluspunkt ist.  

Der Fluch der Seherin hat einen deutlich erkennbaren roten Faden, dem man folgen kann und sich nicht in Nebensächlichkeiten verliert, aber mir persönlich war dieser Faden zu gerade und hatte kaum Überraschungspotential. Ein weiteres Problem an einem Faden: Aus ihm wird kein Netz. Er spannt einen nicht ein sondern bietet nur Orientierungshilfe und ich persönlich mag es lieber wenn ich mich in einer Story einfach mal fallen lassen kann.

Warnung: Ich versuche das Ganze im Folgenden ohne Spoiler zu schreiben, aber vielleicht klappt das nicht komplett!

Also, die Geschichte folgt einem strikten Aufbau, getreu nach dem Motto Einleitung, Hauptteil, Schluss, wenn auch die Einleitung weitaus länger ausfällt als der Schluss und dennoch erkennt man dieses Muster deutlich.

Leider war es auch so, dass „Geheimnisse“ nicht lange geheim waren, denn mit ein bisschen Kombinationsgabe und in dem Wissen, dass in diesem Buch leider wirklich alles nicht irgendwie sondern strikt dem Muster folgenden miteinander zusammenhängt (nicht das das unbedingt was schlechtes wäre, aber so fehlt einfach jeglicher Überraschungseffekt) kam man sehr schnell dahinter wie welche Personen miteinander in Verbindung stehen. Sie waren vorhersehbar und irgendwie so, dass ich geseufzt habe und mir dachte: „Ja hier wird jedes Klischee bedient.“ Der Ausgang der Geschichte hat mich deshalb kein bisschen überrascht, wenn auch der Epilog das wieder ein klein wenig ausbügeln konnte vor allem was den Charakter Miriam betrifft.

Was mich zudem gestört hat war diese unglaubliche Gutgläubigkeit die sich durch das gesamt Buch zieht. Ich bezeichne mich wahrlich nicht als Realist, aber die Tatsache, dass hier kaum eine Person mehr als zwei Seiten daran zweifelt, dass Sean ein Zeitreisender ist hat mich manchmal wirklich verzweifeln lassen. Die nette Krankenschwester nimmt einfach mal den wirr wirkenden Patienten mit, die Freundin – nein das muss selbst gelesen werden, der Typ den sie im Kino trifft, dessen sehr an der Magie Schottlands interessierte Bekannte, jeder scheint hier vorbehaltlos alles zu glauben was man ihm sagt. Aber wirklich konsequent. Und dann die Geschichte mit Adam, Iseabails Ziehvater und Lore. Die beiden sind sich völlig fremd und trotzdem das Vertrauen ist sofort da. Mit so viel Naivität kann ich mich leider gar nicht anfreunden.

Zum äußerlichen: Das Cover gefällt mir immer noch nicht und ich bin ehrlich gesagt nicht traurig dieses Buch nur als E-Book zu besitzen. Für mich sieht es immer noch so aus wie ein Jeanshosenhintergrund mit Gürtelschnalle und einer Diestel. Auch jetzt nachdem ich das Buch gelesen habe kann ich hier keinen Zusammenhang erkennen. Sehr schade wo doch wenigstens das ganze geschnörkelte dazu passt.

Fazit: Die Geschichte von Sean und Iseabail ist ein netter Fantasyroman für zwischendurch, aber mich als eingeschworenen Leser dieses Genres hat sie leider nicht ganz packen können. Für mich braucht es mehr als eine gute Idee und tragischen Herzschmerz um mich auf seine Seite ziehen zu können. Dennoch bin ich immer noch derselben Meinung wie damals nach der Leseprobe. Wirkliche Schottlandfans und Freunde der Magie dieses Landes gefällt dieses Buch trotzdem bestimmt gut, denn sie weist zwar einige Schwachstellen auf ist im Grunde aber ein tolle Geschichte.