Gone 


Genre: Dystopie, Supranaturalismus, Science Fiction

Autor/in: Michael Grant

Ravensburger. ab ca. 9,99 Euro


Band 1: Verloren

 

 

"Unmögliche Dinge können nicht passieren – und wenn sie doch eintreten, müssen sich die Regeln irgendwie verändert haben.“

 

 

 

Achtung Spoilergefahr

 

Gone – Verloren ist der erste Band einer Hexalogie vom amerikanischen Autor Michael Grant. In Perdio Beach, dem Haupthandlungsort, gibt es einen kleinen Lebensmittelladen, eine Schule, einen McDonalds, eben alles was man von einer normalen Kleinstadt so kennt. Alles ganz normal, wäre da nicht dieses Atomkraftwerk und die Tatsache, dass plötzlich alle über 15 Jahre auf einen Schlag wie vom Erdboden verschwunden sind. Nicht nur Sam ist verwirrt, das sind auch sein bester Freund Quinn, sein neuer Freund Edilio und Astrid, das Genie. Schon auf der Suche nach deren kleinem, autistischem Bruder Pete stellt sich schnell heraus, wer die Kinder in Perdio Beach wirklich sind, denn sie leben jetzt in der FAYZ, der Fallout Alley Youth Zone – und auch unter ihnen gibt es das Böse.

 

Dieses Buch ist ein re-read Band, der mir bei meinem ersten Anlauf vor ca. 2 Jahren nicht so gut gefallen hat. Jetzt wollte ich die Reihe allerdings endlich mal komplett in Angriff nehmen und da musste natürlich auch der erste Teil noch mal gelesen werden. Zu meiner großen Überraschung (und Erleichterung wenn man bedenkt was die ganzen Bücher so kosten) hat er mir dieses Mal wirklich richtig gut gefallen. Ich glaube, ich bin das letzte Mal einfach nicht mit dem Schreibstil zurechtgekommen, was sich mir aber im Nachhinein auch nicht mehr so richtig erschließt – also warum ich das damals so empfunden habe – denn eigentlich ist er flüssig und gut verständlich, bildlich kraftvoll und einprägsam. Hauptsächlich erfährt man die Dinge aus Sams Sicht, einem Jungen, der sich als Schulbus-Sam einen Namen gemacht hat und, zu seinem eigenen Missfallen von Anfang an eine Art Anführer Position einnimmt. Er ist einer der Charaktere, die man am meisten zu schätzen lernt. Ab und an hat Michael Grant auch Eindrücke von anderen Personen mit eingebracht, was es abwechslungsreicher gemacht hat, aber für mich den Eindruck gemacht hat als würde sich da heimlich Text dazu mogeln. Wenn es ganze Kapitel von Personen, die nicht in Sams unmittelbarer Umgebung waren empfand ich diese Passagen als gut eingebunden, aber einzelne Gedanken mitten im Kapitel haben mich eher gestört. Das kommt aber wahrscheinlich daher, da ich lieber ein wenig darüber nachdenke, wie welche Person über gewisse Dinge denkt, als die Informationen quasi direkt aus ihrem Kopf übermittelt zu bekommen.

 

Die Geschichte an sich ist voller Rätsel und Fragen nach deren Antwort man sucht, aber man folgt dabei keiner strikten Linie sondern wird mehr oder weniger an verschiedenen Punkten ins Rennen geschickt. Auch mit anderen Personen als Sam, wenngleich sich deren Linien im Verlauf ein wenig hinter dessen bündeln. Das waren dann die guten „externen“ Kapitel.

 

Zu der Nachricht die mir dieses Buch übermittelt, also ich habe nach den ersten hundert Seiten bereits damit begonnen meine Augenbrauen mit dem Haaransatz verschmelzen zu lassen. Michael Grant hat eine Welt verschaffen, die die Aussage „Kinder an die Macht“ noch mal deutlich überdenken sollte. Denn obwohl hier noch keiner über 15 ist verhalten sich Erste schon wie angehende Serienkiller und Soldaten, die die Welt nicht braucht. Erschreckend und gleichzeitig faszinierend was der Autor aus der Psyche einiger baut.

Um das Cover auch erwähnt zu haben – dazu kann man eigentlich nicht viel sagen. Schlicht und irgendwie distanziert, aber eigentlich gar nicht so unpassend. Mir gefällt es zwar nicht richtig gut, aber, und das sage ich wirklich nicht oft, besser als die Originalausgabe. Die Personen darauf passen zwar einigermaßen zu meiner Vorstellung, aber für mich sieht es mehr aus wie das Cover einer DVD.

 

Alles in allem ein empfehlenswertes Buch. Der Auftakt einer Dystrophie für Jugendliche und Erwachsene mit den nötigen Spritzern an Grusel/ Thriller und Superkräften.      


Band 2: Hunger

Nachdem Sam seinen Bruder Caine bezwingen und verbannen konnte ist er zu einer Art Bürgermeister/ Vater/ Vorbild aufgestiegen und wird nun mit jeglicher Art von Problem die diese Aufgabe mit sich bringt konfrontiert. Doch trotz der Hilfe seiner Freundin Astrid und seines Freundes Edilio ist er auch erst 15 Jahre alt. Und dann ist da noch ihr momentan größtes Problem: der Hunger. Nicht nur mutierte Würmer machen eine einfache Ernte unmöglich und auch die Vorräte sind so gut wie erschöpft. Und wäre es damit noch nicht genug entbrennt noch ein Streit zwischen den normalen Kindern und jenen mit übernatürlichen Fähigkeiten. Während Sam verzweifelt nach Lösungen sucht gibt es allerdings einen der diese schwierige Situation nur allzu gerne ausnutzen würde. Caine.

 

Der zweite Teil der Gone Hexalogie von Michael Grant schließt beinahe nahtlos an den ersten Teil an.

Nachdem sich die Verwirrung um das plötzliche Verschwinden der Erwachsenen ein wenig gelegt hat und so etwas wie Alltag einzieht konzentriert sich "Hunger" nun auf bisher vernachlässigte und fürs erste nebensächliche, aber auf Dauer gesehen natürlich existenziell wichtige Fragen. Dadurch hat dieses Buch zwar meiner Meinung nach ein wenig an Spannung eingebüßt und wirkt teilweise langatmig und unspektakulär, aber es ist durchaus genauso fesselnd wie "Verloren" wenn auch mit dem Effekt, das ich ab und an genauso genervt von einzelnen Personen war wie Sam. Aber sobald man den ein wenig schleppenden Anfang überstanden hat kommt es auch hier wieder zum Showdown – und dieser konzentriert sich diesmal auf das Atomkraftwerk und man erfährt wieder ein wenig mehr von der sogenannten Dunkelheit oder auch Gaiaphage. Bereits bekannte Personen wie Lana entwickeln sich weiter und betreten einen neuen Handlungsstrang oder spielen diesmal eher im Hintergrund wie Quinn, aber auch unbekanntere Personen tauchen auf der Bildfläche auf und gestalten die Geschichte mit. Leider habe ich mich mit nur wenigen anfreunden können und anfängliche Sympathien haben sich schnell im Sand verlaufen, was aber wohl eher daran lag, dass man kurzzeitig viel und dann so gut wie gar nichts mehr von ihnen gehört hat. Das war leider ein negativer Nebeneffekt beim Einbau so vieler Persönlichkeiten.

 

Alles in allem hat mich dieser Band nicht mehr so überzeugt wie der erste Band, obwohl der Showdown genauso spannend war. Alle Freunde dieser Reihe werden auch mit Gone – Hunger ein lesenswertes Buch in den Händen halten.      


Band 3: Lügen 

Nach Drakes Tod, scheint es kurze Zeit, dass so etwas wie Frieden in Perdio Beach einhalten könnte, doch dies erweist sich schnell als Wunschdenken. Dass Sam und Astrid sich immer weiter voneinander entfernen ist nur ein kleines Übel, denn da wäre außerdem noch die Tatsache, dass der Strom noch nicht wieder funktioniert, Tote offenbar nicht zwangsläufig tot bleiben und auch der Kampf um Lebensmittel ist noch lange nicht gewonnen. Als dann ein Mädchen namens Orsay, angestachelt von ihrer, bisher völlig unbekannten „Freundin“ Nerezza, auch noch damit anfängt den Kindern etwas über das Leben außerhalb der FAYZ zu berichten ist das Chaos perfekt.


Während sich Sam also mit immer wieder neuen Problemen in der Stadt konfrontiert sieht und dann auch noch ein Feuer ausbricht suchen Caine und seine verbliebenen Anhänger nach einem Weg dem Hungertod zu entkommen.  


Der dritte Band dieser Reihe hat mir wieder ein wenig besser gefallen als der Letzte. Weniger langatmig und weitaus schockierender fesselt „Lügen“ mehr als „Hunger“. Der Schreibstil ist nach wie vor spitze, aber ich hatte das Gefühl Michael Grant kommt hier endlich mal wieder zum Punkt. Auch die Gefühle der Protagonisten kommen besser zum Ausdruck und vermitteln so ein besseres Bild ihrer psychischen Verfassung, die in so einem Buch gerne genau durchleuchtet werden darf. Auch der Wandel von Astrid in der Gemeinschaft hat mir gut gefallen. Hoffentlich wirkt sie dadurch bald nicht mehr nur noch hochnäsig sondern wird wieder mehr die Person, die auch Sam in ihr vermisst.


Der Showdown ist meiner Meinung nach besser gelungen als in beiden Teilen zuvor. Durch die vorhergegangenen Ereignisse wirkt er zwar in sich gespalten, was ihn aber nicht in die Länge gezogen hat sondern zu einem echten Pageturner wurde. Ein gelungenes kleines Finale, das aber trotzdem mal wieder neugierig macht wie es weiter geht.