Lockwood & Co. 


Genre: Fantasy, Thriller, Geister 

Autor/in: Jonathan Stroud

cbj. 18,99 Euro


Band 1: DIE SEUFZENDE WENDELTREPPE

 Natürlich würde er nicht sofort eine Zusage bekommen So einen Auftrag ohne Vorbereitung anzunehmen wäre glatter Selbstmord. Keine Frage, das mussten wir unbedingt erst diskutieren...

 

"Wir benötigen keine Bedenkzeit.

Wir übernehmen den Fall." 

  

 

Diesmal muss ich wirklich sagen, damit habe ich nun wirklich nicht gerechnet. Allein vom Klapptext und der Aufmachung, die ich dennoch eigentlich wirklich als gelungen empfinde, habe ich eher an ein mehr oder weniger spannendes Jugendbuch mit einer in verschiedenen Variationen bereits hundertfach vorhandenen Geistergeschichte geglaubt, doch ich wurde, mal wieder, überrascht und schlussendlich überzeugt.

Der erste Band von Lockwood & Co. überzeugt nicht nur durch eine sowohl humorvolle, wie auch packende Schreibweise, sondern auch durch Ideenreichtum und eine nicht dem Main-Stream folgende „Grusel vs. Ghostbusters Geschichte“. Worum geht es nun also? Gleich zu Beginn betritt man mit der Hauptprotagonistin Lucy Londons Straßen. Was sich bis dato noch nicht besonders spektakulär anhört ändert sich sobald man erfährt, dass seit einiger Zeit eine wahre Geisterplage grassiert. Und die sind zum Teil wirklich nicht so ganz ohne. Im schlimmsten Fall endet eine Begegnung tödlich. Sobald es dunkel wird sind deshalb sie an der Reihe: Die Kinder der Geisterjägeragenturen, denn nur in den Reihen der jüngeren Generation gibt es jene, die die Fähigkeiten besitzen Geister zu hören, sehen oder zu fühlen und irgendjemand muss schließlich etwas tun. Und Lucy ist eine von ihnen. Gemeinsam mit Anthony („Wag es nicht mich Tony zu nennen“) Lockwood und George bildet sie das Team von Lockwood & Co, einer Agentur, die bisher nicht wirklich auf eine ruhmreiche Erfolgsbilanz zurückblicken kann und, als sind dann aus Versehen auch noch das Haus einer Klientin in Flammen aufgehen lassen, auch noch vor dem finanziellen aus steht. Die Situation erscheint aussichtslos, wäre da nicht die Leiche dieses Mädchens deren Halskette direkt zu ihrem Mörder führen könnte und der Auftrag, eines der am stärksten von Spuk heimgesuchte Gebäude Englands (nein, nicht die heulende Hütte) von seiner Plage zu befreien.


Die Charaktere haben tatsächlich alle Charakter und sind auch anhand ihrer charakteristischen Merkmale unterscheidbar. Einfach ausgedrückt: Jonathan Stroud hat Figuren erschaffen, die nicht viel sagen müssen um ihren eigenen Stil zu entwickeln, glaubhaft zu sein und ihre individualistische Merkmale zu entfalten. Auf den Punkt gebracht: Die Menschen im Buch überzeugen mich total.


Um auch noch einmal auf das Cover zurückzukommen. Ich habe es mir am Ende noch einmal genau angesehen und sehe es jetzt tatsächlich mit anderen Augen (das ist der Tag der Wortwiederholungen). Jetzt gefällt es mir nämlich auch ohne Beigeschmack. Für dieses Schloss lohnt sich ein Schlüssel. 


Band 2: Der Wispernde Schädel 

Ich betrachtete den verschwommenen Umriss hinter der Glaswand. „Wir wissen doch nichts über ihn.“ „Immerhin hat er dir mitgeteilt, dass wir alle sterben müssen.“

 

 

„Er hat gesagt: DER TOD KOMMT.

Das ist etwas ganz anderes.“

 

 

Zurück nach London und seiner Geisterplage. Zurück zu Lockwood und Co.. Seit deren spektakulärem Erfolg im Fall der seufzenden Wendeltreppe hat die kleine Agentur rund um Anthony Lockwood, George und Lucy sich endlich am „Geistervertreibungsmarkt“ etablieren können und führt nun einen Auftrag nach dem anderen aus. Doch eine verhältnismäßig ruhige Zeit ist ihnen trotzdem nicht vergönnt. Nicht nur, dass überall mächtige Artefakte gestohlen werden da ist da ja auch noch die Sache mit dem Fall des Eisernen Sarges auf einem Friedhof, welcher in einem Mord- und Diebstahldesaster endet. Jetzt heißt es für Lockwood und Co. den Fall schnell aufzuklären, denn das gestohlene Artefakt ist nicht nur geheimnisvoll sondern auch sehr gefährlich. Und auch diesmal gibt es wieder die Konkurrenz, die alles daran setzt die Lorbeeren einzuheimsen. Wenn da nur nicht auch noch dieser Totenschädel zuhause wäre, den nur Lucy hören kann.

 

Jonathan Stroud schafft im zweiten Band der Lockwood und Co. Reihe wieder einmal den perfekten Ausgleich zwischen Spannung, Grusel und Humor. Zwar liefert er immer noch keine wirklichen Hinweise auf die Wurzel allen Übels, nämlich wieso die britische Insel seit 50 Jahren mit einer Geisterplage zu kämpfen hat, aber immerhin haben wir es wieder mit einem in sich geschlossenen Fall zu tun, der super aufgebaut ist und sich seiner Auflösung mit vielen spannenden und unerwarteten Wendungen annähert. Das ist vor allem für die Leser interessant, die, so merkwürdig es sein mag, Teil 2 vor Teil 1 lesen wollen/ es unbewusst getan haben/ dazu gezwungen wurden/ einfach nur ein Problem mit Zahlen haben/ hatten. Dank der Einführung wissen die auch worum es eigentlich geht.

  

Das Ende schließt mit einem irgendwie erwarteten und doch wieder völlig unerwarteten Cliffhanger und macht sehr neugierig auf den nächsten Band dieser sowohl „geist“reichen wie auf unterhaltsamen Trilogie. Lockwood und Co. besticht einfach durch kaum vorhandene Professionalität, triefenden Sarkasmus und Mitarbeiter, die sich nicht nur selbst im Weg stehen, sondern dabei auch noch unglaublich gut sind.

  

Auch das Cover macht wieder einiges her und ist so gar nicht das, was man von einem Jugendbuch erwarten würde. Also ich zumindest nicht. Alles in allem eine absolut gelungene Fortsetzung. Der dritte Band (Die raunende Maske) erscheint natürlich passend für sein Genre ein paar Tage vor Halloween. Nicht verpassen!