Vollendet


Genre: Fantasy, Jugendliteratur, Dystopie

Autor/in: Neal Shusterman

Sauerländer. 16,99 Euro. 


 

Die Umwandlung ist schmerzfrei.

Jeder Teil des Körpers lebt als Organspende in einem anderen Organismus weiter.

Aber wenn jeder Teil von dir am Leben ist, nur eben in jemand anderem ...

lebst du dann, oder bist du tot?

 

Noch bis vor kurzem dachte ich, dieses Buch wäre ein einzelner Roman und nicht der Auftakt einer doch schon etwas älteren Reihe. Warum? Weil Vollendet meiner Meinung nach ganz gut für sich selbst stehen könnte, wenn man diese Art von Ende irgendwie schon gewohnt ist.

 

Im Wesentlichen geht es um die Jungen Connor und Lev sowie das Mädchen Risa. Connor ist impulsiv und hat eine Familie, die nicht mit ihm zurechtkommt. Risa ist ein musikalisch begabtes Waisenkind. Lev das zehnte Kind einer strenggläubigen Familie. Sie haben nichts gemeinsam, bis auf die Tatsache, dass sie umgewandelt werden sollen. Jedes ihrer Organe soll einen neuen Besitzer finden, denn in der Welt der drei Kinder ist das zu einer alltäglichen Maßnahme geworden. Alle Kinder von 13 bis 18, die durch das Raster fallen, können umgewandelt werden wenn Eltern oder Erziehungsberechtigte sich zu dieser Maßnahme entscheiden. Doch nicht alle geben ihr Leben so bereitwillig auf und so bleibt auch für die drei Hauptprotagonisten schließlich nur die Flucht nach vorne.

 

Nach einem etwas holprigen Start hat mich dieses Buch dann doch sehr gefesselt. Allein die Idee, dass so wichtige Themen wie Organspende in den Köpfen der Menschen schon wieder völlig falsche Züge annehmen können, hat mich sehr fasziniert um nicht zu sagen, schockiert. Nachdem man die Charaktere etwas näher kennen gelernt hat, fühlt man sich quasi selbst betrogen. Die Umwandlung bedeutet zwar nicht unbedingt physischer Schmerz, sehr wohl aber psychischer und das nicht nur am Tag der ihr Leben beendet.

 

Nichts anderes ist das Gesetz. Eine wohl begründete Vermutungen darüber, was richtig und was falsch sein könnte.

 

In der Welt von Connor und Co. entscheiden sich Eltern, ihre Kinder einfach aufzugeben. Sie loszuwerden war nie einfacher. Vollendet behandelt dieses Thema nicht sensibel und das ist auch gut so. Es geht um Gesetze, die völlig willkürlich und falsch erscheinen und wie viel Leid sie hervorrufen können. Ein dystopischer Roman, den man einfach lesen oder sich riesig aufregen kann.

 

Das Cover empfinde ich als angemessen. Schlicht und angekratzt. Es lenkt nicht vom Inhalt der Geschichte ab, ist mir aber persönlich etwas zu primitiv. Mein einziger größerer Kritikpunkt sind die Charakterbeschreibungen im Verlauf der Geschichte. Ja man lernt sie alle kennen und leidet mit ihnen, aber ihnen fehlt allen eine gewisse Tiefe. Ich hoffe, dass sich dies mit den anderen Büchern der Reihe noch etwas ändert. Denn die gibt es ja schließlich auch noch – was mich im Nachhinein doch sehr freut.