Kuckucksmörder


Genre: Thriller

Autor/in: Raimon Weber

Ullstein Verlag


Die perfekte Familie gibt es nicht


Sie sind die perfekte Familie. Glauben alle. Nur er nicht. Er beobachtet sie. Verfolgt sie. Kennt ihre dunkelsten Geheimnisse. Denn er sieht jeden Schritt. Jeden Schlag.

Bis er eines Tages selber zuschlägt. Die Familien als Geisel nimmt. Die perfekten Familienväter verschwinden spurlos. Doch keiner sieht etwas. Keiner weiß etwas. Nur die schwerkranke Polizistin Eva Flessner hat einen Verdacht. Was sie nicht ahnt: Er beobachtet auch sie …


Die perfekte Familie. Eine Mutter die für ihre Kinder da ist und ein Vater der alle liebevoll umsorgt. Das ist das Idealbild des Mörders. Wie bei den Waltons. Doch hier geht es um die anderen Familien. Die bei denen der Vater so ist wie der eigene Vater war – bis er kommt um sie zu retten.

Kuckucksmörder hat mich begeistert. Gut, hier handelt es sich nicht um den „typischen“ Verlauf eines Thriller und die Identität des Mörders wird bereits recht früh bekannt gegeben, aber hier hat meiner Meinung nach dennoch beinahe alles zusammen gepasst.

Das Buch beginnt inmitten eines alten „Falls“ des Mörders und beschreibt schon da ein bisschen, worum es ihm bei seinen Taten eigentlich geht. Denn an sich will er doch eigentlich nur helfen. Die wehrlosen, verletzten und entwürdigten Frauen befreien und den Kindern den Vater geben den sie verdienen.  Einen Vater den er auch gerne gehabt hätte. So denkt er, so begründet er sein Tun. Deshalb versteht er auch nicht, warum die Frauen sein Verhalten nicht so zu würdigen wissen wie er es sich vorstellt.  

Der Autor beschreibt seinen Charakter beinahe am ausführlichsten, im Prinzip ist er die Hauptfigur und nicht, wie ich anfangs angenommen habe, die Polizistin Eva Flessner. Diese kommt eigentlich nur ins Spiel, da sie es ist, die ihre Freundin, deren Mann und die beiden Kinder tot in der Wohnung vorfindet und daraufhin selbst ein paar Ermittlungen anstellt vor allem nachdem sie erfährt, dass der Ehemann ihre Freundin misshandelt hat und sie davon nichts geahnt hat. Bei ihren Nachforschungen trifft sie auch auf den Securitymann Falk Stucke. Meiner Meinung nach hätte ich aber gerne ein bisschen mehr über die Ermittlungen von Eva Flessner gelesen, denn nachdem sie Falk das erste Mal getroffen hat und nach einem Schwächenanfall mit ihm ins Gespräch kommt bekommt man nur noch ab und an einen Bissen zugeworfen der kurz darüber informiert was die Polizistin so ungefähr treibt. Das Vorgehen des Mörders, sowohl psychisch als auch physisch, ist dagegen wie bereits erwähnt ausführlich und detailliert. Alle Handlungen sind strukturiert und dank der flüssigen Schreibweise nachvollziehbar beschrieben.

Als ebenfalls gut eingebaut empfand ich die Textpassagen der Frau der neuen Familie um die sich der Mörder im Verlauf des Thrillers „kümmert“.  Die Wechsel zwischen der Denkweise des Mörders und der des neuen Opfers bringen Abwechslung in den Verlauf und geben Einblicke die auf künftige Verhaltensweisen schließen lassen ohne allzu vorhersehbar zu sein. Während er denkt, sie würde ihn langsam verstehen und wäre froh ihren gewalttätigen Mann los zu sein denkt sie nur an ihre beiden Töchter, die der Mörder an einen anderen Platz geschafft hat. Denn er beobachtet und plant. Nichts überlässt er dem Zufall. Die Frau an seiner Seite, die Kinder, gut untergebracht mit Essen, Fernseher und Kaninchen und der Mann in einer Kiste um sein Verhalten zu bestrafen ehe er Frau und Kinder zu seinem Henker macht. In seinen Augen eine gute Tat und das werden nicht nur die geretteten Frauen und Kinder irgendwann verstehen. Denn er plant ja eigentlich nur die Männer aus dem Weg zu schaffen. In den letzten Fällen waren die Frauen selbst Schuld. Sowas nennt man dann wohl Kollateralschaden – klar.  

Eine fabelhafte Beschreibung eines psychisch kranken und zerstörten Geistes. Wenn jetzt noch ein bisschen mehr Eva Flessner und eine nicht ganz so abrupte Aufklärung des Falles dabei gewesen wäre, hätte dieser Thriller von mir 5 Sterne erhalten.

Auch das Cover ist klasse. Zwar keines, das man in ähnlicher Form nicht schon mal gesehen hätte, aber dennoch individuell genug, dass es perfekt zum Buch passt und seinem Genre und Inhalt gerecht wird.

Für Thrillerfreunde, die auch schon die Leseprobe gut fanden absolut empfehlenswert.