Zündstoff


Genre: Krimi

Autor/in: Gea Nicolaisen

Midnight by Ullstein Verlag


 Herzschmerz mit Zündstoff

Eine Geschichte voller verschmähter Menschen, so lassen sich die Charaktere in Zündstoff wohl am besten beschreiben. Lucie, gerade frisch nach Schleswig gezogen und neue Mitarbeiterin in der von vielen gehassten Firma Calliesen wird kurz nachdem sie begonnen hat sich richtig einzuleben mit dem Selbstmord ihrer neuen Freundin Fenja konfrontiert. Und als wäre das noch nicht genug lernt sie bei der Beerdigung auch noch deren alten Schulfreund Malte kennen, der felsenfest davon überzeugt ist, dass Fenja umgebracht wurde. Und zwar von niemand anderem als Ragnar Calliesen, dem Sohn ihres Chefs.

 

Um es mit den eigenen Worten der Autorin auszudrücken. A- Hörnchen liebt B- Hörnchen das aber wiederum C- Hörnchen liebt, welches von B- Hörnchen aber nichts wissen möchte. Wem das jetzt zu viele Hörnchen waren: Malte liebte Fenja, Fenja aber liebte Ragnar, der sie aber nicht. Um diesen Teufelskreis dreht sich fast der ganze Roman, immer mit der Frage: War Fenjas Selbstmord vielleicht doch ein Mord? Und dann kommen da noch diese Bombendrohungen hinzu, deren Sinn Lucie zu Anfang genauso viele Rätsel aufgeben. Bis es am Ende wirklich explosiv wird.

Der Schreibstil hat mich angenehm überrascht. Zwar war mir Zündstoff an den ein oder anderen Stellen zu lang gezogen und irgendwie eintönig, aber dem Überraschungseffekt konnte das dann schlussendlich doch nichts anhaben. Die Sprache ist sehr „blumig“ und damit meine ich nicht kitschig oder beschönigt, sondern sehr detailliert und mit viel Liebe zur Umgebung. Sie versetzt einen in die Landschaft, die die Autorin vor sich sieht, aber man hat irgendwie doch sehr deutlich gemerkt, dass hier eine Frau am Werk war, mal von Lucies Gedankengängen abgesehen.

Die Charaktere sind glaubwürdig, auch wenn, wie oben schon erwähnt, irgendwie alle ein Problem mit dem anderen Geschlecht haben. Der eine liebt die, die davon aber nichts weiß und sich in den verliebt, der die mal geliebt hat mit der die andere befreundet war usw. Ich war kurz davor mir eine Liste zu schreiben. Trotzdem, jede Figur hat eine eigene, wenn auch teils befremdliche, Persönlichkeit und Geheimnisse um ihre Person werden nicht Punkt für Punkt gelöst sondern weben sich wie selbstverständlich in den Text mit ein.

Das Cover entspricht dagegen so gar nicht meinem Geschmack. Es ist nichtssagend und so habe ich mir die „Landschaft“ auch nicht vorgestellt (mag sie jetzt ein Original sein oder nicht). Einziger Pluspunkt: Der Titel. Hier gefällt mir immerhin die Farbe und der Einfluss in den Wolkenhintergrund.

Im Endeffekt ist von meiner Seite aus zu sagen: Dieses Buch lohnt sich auf alle Fälle, aber man darf dem weiblichen „Touch“ nicht abgeneigt sein. Und um das noch mal hervor zu haben. Nein, nicht alle Frauen schreiben Tagebuch.